Review-Code für die Switch 2 Version von KOEI Tecmo erhalten
Wenn ihr auf Sandboxes, Strategie und feudales Japan steht, dann könnte Nobunaga’s Ambition: Awakening euer Ding sein. Nobunaga’s Ambition ist eine Strategiespiel-Reihe, die ihren Ursprung 1983 auf japanischen PCs fand und mittlerweile inkl. Spin-Offs über 15 Titel umfasst. Awakening ist dabei kein gänzlich neuer Teil, wurde es schon 2022 für den PC, PlayStation 4 und Switch veröffentlicht. Am 05.06.25 hat das Spiel einen erneuten Release erfahren, passend zur Premiere der Switch 2 gibt es nun auch eine Version für Nintendos neue Konsole – mit allen erschienenen Inhalten als Complete Edition. Für wen sich Nobunaga’s Ambition lohnt und wer damit wohl nicht warm wird – das klären wir im nachfolgenden Test!
Doch bevor ich mit meinen Erfahrungen zur Sandbox-Strategie anfange, möchte ich direkt zwei Punkte adressieren, die für einige Spieler*innen schon von Anfang an No-Gos sein könnten. Das Spiel ist komplett in Englisch und geizt nicht mit genre- und epochenspezifischem Vokabular, einfaches Schulenglisch reicht dafür eher nicht aus. Dazu kommt ein kaum hilfreiches Tutorial, das wirklich nur an der Oberfläche des Spiels kratzt und eher die Bedienung präsentiert, als wirklich auf die Systeme einzugehen. Wer also keine Lust hat, sich auf Englisch durch ein einsteigerunfreundliches Geschichtsepos zu fuchsen, sollte die Finger von Nobunags’s Ambition: Awakening lassen.
Aber nachdem ich meine persönlichen Elefanten im Raum genannt habe, sprechen wir doch über das Gameplay. Awakening lässt euch in die Rolle von historischen Figuren verschiedener japanischer Epochen schlüpfen und als Daimyo die Geschicke eures Clans lenken. Das grundsätzliche Ziel des Spiels ist es dabei, Japan unter eurer Herrschaft zu einen. Um dies zu erreichen sind zwei Dinge elementar: Krieg und Diplomatie. Ihr braucht also ein starkes Herr, sowohl was die Anzahl an Streitkräften als auch die Fähigkeiten eurer Generäle angeht, und geschickte Unterhändler, um mit anderen Clans fruchtbare Bündnisse zu schließen.

Dazu ist es aber nötig, eine funktionierende Wirtschaft und Versorgung innerhalb eurer Dörfer herzustellen. Eine erfolgreiche Umsetzung spült Geld in eure Kassen, versorgt eure Einwohner und lockt neue Gesichter in euren Clan. Außerdem könnt ihr euch beispielsweise in Tavernen umhören, um den neuesten Gossip aufzuschnappen oder Bauern zur Hand gehen, um die Loyalität euch gegenüber zu steigern.

All diese Aufgaben lassen sich mal mehr, mal weniger umständlich ausführen und fordern ein gewisses Maß an Mikromanagement, was bei größeren Clans mit entsprechender Dorfanzahl in ganz schönes Geklicke ausarten kann. An dieser Stelle hätte ich mir den ein oder anderen Automatismus mit Schwerpunktauswahl gewünscht, denn so artet das Zuordnen und Anweisen schon teilweise in Arbeit aus. Dazu kommt, dass je größer euer Clan ist, ihr umso mehr Generäle, Diplomaten, etc. unter euch vereint und bei der Verteilung der Aufgaben die Übersicht schnell flöten gehen kann. Es wird nicht angezeigt, welcher Charakter aktuell welche Aufgabe übernimmt, also heißt es: Namen merken. Da viele Namen für uns Europäer aber erst einmal ungewohnt sind und sich teilweise ziemlich ähnlich anhören, kann es auch da schon zu Verwechslungen kommen – auch hier hätte ich mir einen Assistenten gewünscht, der mir diese Zuordnungen auf Basis von gewählten Kriterien abnimmt.
Wenn euer Reich nämlich einmal läuft und ihr euch umfassend mit eurem Personal beschäftigt habt, dann mach der Gameplay-Loop aus Aufbau, Vorbereitung und Schlacht schon viel Laune. Zu sehen, wie eure monatelange Vorbereitung Früchte trägt, kann sehr befriedigend sein und dieses Gefühl von „Ein Ingame-Jahr geht noch – huch, wir haben schon Mitternacht, ich sollte langsam ausmachen“ auslösen, besonders wenn ihr seht, wie euer Einfluss auf der Japan-Karte immer weiter wächst.
Die Schlachten sind im Vergleich zum Management-Part eher simpel gehalten. Hier wird vor Kämpfen die Truppenstärke festgelegt, im Optimalfall begleiten Offiziere mit besonderen Perks eure Einheiten und dann wird in einer grafisch unspektakulären Ansicht eure Schlacht geschlagen. Äußerliche Umstände wie der zurückgelegte Weg bis zum Gefecht (eure Truppen benötigen nämlich durchgehend Verpflegung) und die Witterung bzw. Jahreszeit nehmen Einfluss auf eure Bemühungen, daher ist eine präzise Planung das A und O für eine erfolgreiche Auseinandersetzung. Trotz der spartanischen Darstellung haben mir die Schlachten während meiner Partien fast schon am meisten Spaß gemacht.

Neben dem Strategie-Part ist Nobunaga’s Ambition aber auch ein Teil Rollenspiel. Sowohl ihr als auch eure Gefolgsleute habt unterschiedliche Fähigkeiten und Werte, die sich im Laufe des Spiels ändern und entwickeln können. So könnt ihr für jede Position eure eigenen Experten einstellen und/oder ausbilden, um das Maximale aus eurer Truppe rauszuholen. Dies bedeutet aber auch, dass ihr euch nicht nur um einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf kümmern müsst, sondern auch immer die besten Leute auf eure Seite ziehen solltet. Um das Verhältnis zu euren „Mitarbeitern“ zu verbessern können, wie auch für andere Situationen, immer wieder zufällige Ereignisse auftauchen, in denen ihr eine Entscheidung treffen müsst, die dann bspw. die Treue eines Generals zu euch steigert. Diese Ereignisse brechen die Spielroutine immer wieder positiv auf und sorgen für Unberechenbarkeit.

Grafisch braucht man nicht viel erwarten, Nobunaga’s Ambition sieht dem Genre entsprechend aus. Weltkarte und aufpoppende Menüs werden es sich hauptsächlich auf dem Bildschirm bequem machen, dafür sind die Figuren alle mit schönen Portraitgrafiken ausgestattet. Der Sound ist auch dementsprechend überschaubar, die Musikstücke hingegen passen perfekt ins Setting und verbinden japanische Klassik mit modernen Rockeinflüssen. Ein schönes Feature: die Mausfunktion der Switch 2 wird vom Spiel unterstützt und lässt sich in den Optionen anschalten. Wer sich also lieber mit Cursor statt Controller durch die teilweise sehr verschachtelten Menüs bewegen möchte hat hier die Möglichkeit – sehr schön!
Doch kann ich Nobunaga’s Ambition: Awakening nun empfehlen? Mit Abstrichen, ja. Zuerst einmal muss euch natürlich generell das Genre liegen. Hier wird kein Actionfeuerwerk abgebrannt oder spektakuläre Schlachten präsentiert, der Großteil des Spiels findet in trockenen Menüs statt und verlangt eine gewisse Faszination von Zahlen. Schließlich wird in diesem Strategie-RPG fast alles über Kennzahlen gesteuert, ihr solltet euch also für solche Dinge begeistern können. Dazu kommt, dass Nobunaga’s Ambition ein sehr spezielles Thema behandelt. Ohne eine gewisse Akzeptanz des Settings wird euch dieses Spiel sicher nicht überzeugen können, dazu ist auch das Gameplay zu speziell.
Fazit
Nobunaga’s Ambition: Awakening ist ein klares Nischen-Spiel. Ihr solltet sowohl Gefallen am Genre als auch am Setting finden, um Spaß mit dem Strategie-RPG-Hybriden haben zu können. Viel wird über Mikromanagement gesteuert und es kann teilweise zäh werden, gerade zu Beginn, wenn man seinen ganzen Clan erst einmal organisieren muss. Sobald dies aber erledigt ist, entsteht ein spannender Loop aus Planung und Krieg, der die Zeit doch schneller verfliegen lässt als einem lieb ist. Hatte man Freude mit anderen Teilen der Reihe oder der ähnlichen Romance of the Three Kingdoms-Serie könnte und wird Nobunaga’s Ambition auch wahrscheinlich funktionieren, ich hatte und habe Freude mit dem Titel. Es ist aber auf jeden Fall kein Spiel für die Masse.
