Nanu, was ist das denn? Ein Test zu einem Detektiv Conan Spiel auf dem Game Boy Color, das offiziell nie außerhalb Japans erschienen ist und über 20 Jahre auf dem Buckel hat? Ganz genau, und das hat auch seinen Grund: Meitantei Conan: Karakuri Jiin Satsujin Jiken (oder übersetzt auch Detective Conan: The Mechanical Temple Murder Case) ist das erste Spiel, bei dem ich alle Errungenschaften auf Retroachievements erspielt und dementsprechend das Mastery Abzeichen für erhalten habe.
Doch wie kam ich überhaupt auf dieses Spiel, das vor allem uns Europäern kaum was sagen dürfte? Eines Abends habe ich so durch’s analoge TV gezappt (ja, das mache ich tatsächlich manchmal noch!) und bin auf Detektiv Conan hängengeblieben, inklusive Erinnerungen an meine Kindheit und der damaligen Ausstrahlung auf RTL2. Dieser Fund hat mich zu der Frage gebracht, ob es eigentlich gute Conan-Spiele gibt und eine kurze Recherche auf Reddit und YouTube hat mich zu dem Ergebnis geführt, dass Meitantei Conan: Karakuri Jiin Satsujin Jiken wohl eines der besten, wenn nicht sogar das beste Abenteuer um Shinichi und seiner Truppe sein soll. Zwei Abende später war der Fall auf dem Game Boy Color dann gelöst und noch einen Abend später auch das Retroachievements-Set gemeistert.
Wurde meine Schmacht nach einer Conan-Versoftung damit befriedigt? Tatsächlich ja! Trotz der Plattform und den limitierten Mitteln hat Meitantei Conan: Karakuri Jiin Satsujin Jiken eine spannende Geschichte um einen Vermisstenfall erzählt, der serientypisch mit einigen Wendungen daherkommt und der Fall nicht so offensichtlich ist, wie er zu Beginn noch scheint.

Ihr steuert Conan (und auch Ran, Kogoro und Heiji) in klassischer JRPG-Sicht durch den Tatort, sammelt Hinweise und sprecht mit Zeugen und Verdächtigen. Dabei habt ihr sowas wie eine Hinweissammlung, in der ihr euch eure Entdeckungen noch einmal anschauen und miteinander verknüpft könnt. Letzteres geschieht, indem ihr die einzelnen Bausteine in der richtigen Reihenfolge in eurem „Inventar“ anklickt. Im Prinzip besteht das Gameplay neben der Erkundung hauptsächlich daraus, im passenden Moment die korrekten Items zu lesen und dann wieder mit den entsprechenden Personen zu interagieren – eigentlich seid ihr immer nur auf der Suche nach dem nächsten Event-Trigger, der die Story voranschreiten lässt.
Das lässt den Wiederspielfaktor natürlich um ein Vielfaches schrumpfen, denn wenn ihr einmal wisst, wo ihr was wann drücken müsst, dann spielt sich jeder Durchgang gleich. Zwar gibt es am Ende noch eine Detektiv-Bewertung, u.a. abhängig von den Antworten, die ihr am Ende trefft, um den Fall dann schlussendlich zu lösen und die entsprechende Zeit, die ihr dafür benötigt, wenn ihr aber einmal den optimalen Durchgang habt, lohnt sich ein weiteres Durchspielen nicht mehr. Ich habe auch nur einen zweiten Durchlauf gestartet, weil ich das Spiel in unter 75 Minuten beenden wollte, um wie erwähnt das Set zu komplettieren – ansonsten hätte ein einmaliger Playthrough auch gereicht.

Aber auch wenn das Gameplay eher nicht durch Abwechslung glänzt, das Feeling und der Vibe von Detektiv Conan werden trotz eingeschränkter technischer Mittel ziemlich gut eingefangen, mit ein wenig Fantasie spielt man da tatsächlich eine noch nie gesehene Folge des Animes. Die Charakter-Portraits sehen gut aus und variieren den Gesprächen entsprechend, der Humor ist gut getroffen (da kann ich natürlich nur die Fanübersetzung bewerten) und auch die ganze Geschichte ist spannend und hält bis zum Ende bei der Stange. Hier steht die Story klar über dem Gameplay, nichtsdestotrotz hat das Suchen und Entdecken noch genug Spaß gemacht, um den Fall nach knapp zwei Stunden zu lösen.
Neben der Tatsache dass das Spiel kaum bis gar kein Wiederspielwert bietet und das Gameplay keine Bäume ausreißt, war auch der Sound mit der Zeit teilweise echt nervig, wobei das ikonische Theme des Animes mit geringen Mitteln gut umgesetzt wurde.
Fazit
Ich hätte es am Anfang nicht für möglich gehalten, aber ich hatte echt meine Freude an Meitantei Conan: Karakuri Jiin Satsujin Jiken. Aus einer eher spontanen Idee ist für mich ein abendfüllendes Abenteuer geworden, dass trotz repetitiver Spielmechanik durch seine Conan-typische Story zu motivieren wusste. Für Fans des Animes und Zockerinnen und Zocker, die sich nicht vor alter Hardware fürchten, kann ich da meine Empfehlung aussprechen. Ansonsten ist ein Spiel, das man nicht unbedingt kennen muss und man nichts verpasst hat, wenn man es nie gespielt hat. Ich konnte mich nicht zwischen Gut und Ganz Okay entscheiden, habe dann aber Zweiteres gewählt, einfach weil es Conan uninteressierte Spieler nicht hinter dem Ofen hervorlocken wird.

